Robert Richter
19. Juli 2018

Hilft Low-Code Entwicklung gegen zunehmende Komplexität der IT?

Die digitale Transformation nimmt mittlerweile seit Jahren ihren Lauf, wobei sich das Credo „Was digitalisiert werden kann, wird auch digitalisiert!“ immer mehr bewahrheitet. Dieser sehr positive Effekt erleichtert uns an vielen Stellen unseren Alltag, bringt jedoch auch einige unangenehme Nebeneffekte mit sich. In vielen IT-Abteilungen hat sich mit der Zeit eine große Codebase gebildet, deren Komplexität zunehmend schwerer zu handlen ist und somit Zeit und Geld verschlingt. Ein Gegenmittel stellt der aufkommende Trend der Low-Code Entwicklungsplattformen dar. Diese schreiben sich auf die Fahne, die Komplexität von Anwendungen zu verringern und so schnellere und günstigere Entwicklung und Wartung zu ermöglichen. Aber ist diese neue Art der Entwicklung wirklich eine berechtigte Alternative oder stößt sie schnell an ihre Grenzen?

I think everybody in this country should learn how to program a computer – Steve Jobs

Low-Code Entwicklungsplattformen bezeichnen Platform-as-a-Service-Lösungen, die neben der bekannten Entwicklung mit Programmcode verschiedene Werkzeuge zur visuellen und prozessmodellgetriebenen Entwicklung bieten. Indem sie so die Einstiegsbarrieren der Anwendungsentwicklung enorm senken, könnten die Plattformanbieter nicht nur Altmeister Steve Jobs widerlegen, sondern auch eine Revolution in der IT auslösen. Das Marktforschungsunternehmen Gartner hat das noch junge Feld der cloudbasierten Plattformen in einer Studie analysiert und eine Einschätzung der Angebote vorgenommen.

Das magische Quadrant teilt Low-Code Entwicklungsanbieter nach Ausführung und Vision in vier Kategorien ein

Das magische Quadrant der Low-Code Entwicklungsplattformen. Quelle: Gartner

Neben vielen kleineren und noch unbekannten Anbietern mischen auch schon einige der großen Player der IT-Landschaft im Markt mit. Darunter finden sich unter anderem Microsoft, Oracle und nicht zuletzt Salesforce, welches dabei eine absolute Führungsrolle einnimmt. Wenn man einen Blick auf die Historie der Salesforce Cloud wirft, verwundert das nicht – Salesforce war einer der First Mover im Bereich der modellbasierten Prozessautomation, die eine der Grundlagen von Low-Code Entwicklungsplattformen darstellt. Bei einem Blick auf die verschiedenen Low-Code Entwicklungstools von Salesforce wird schnell klar, was Low-Code Entwicklung ausmacht und wo die Chancen dieser Technologie liegen.

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Die Grundlage – Low-Code Entwicklung am Datenmodell

Jeder Anwendungsentwicklung liegt ein Datenmodell zugrunde, das die festzuhaltenden Informationen definiert. Dabei hat sich die Objektorientierung durchgesetzt. Sie sieht Daten als Teil von Objekten, welche sich an Entitäten und deren Beziehungen zueinander der realen Welt orientieren. Ein einfaches Beispiel aus Salesforce stellt das Kontakt-Objekt dar, das einen Mitarbeiter repräsentiert. Dieser Mitarbeiter ist einer Firma zugeordnet, die im Datenmodell durch ein Account-Objekt festgehalten ist.

Der Schema Builder ist ein visuelles Werkzeug, um das Datenmodell zu verändern

Mit dem Salesforce Schema Builder lässt sich das Datenmodell bearbeiten

Dieses Datenmodell lässt sich in Salesforce nicht nur durch eine Art Listenansicht an die eigenen Bedürfnisse anpassen, sondern auch durch eine grafische Oberfläche, den Schema Builder. Hierin lässt sich das Datenmodell auf einfache und verständlich präsentierte Art analysieren und verändern.

Intelligente Nutzeroberflächen mit dem Lightning App Builder

Der Lightning App Builder dient dazu, die Nutzeroberfläche schnell an die eigenen Bedürfnisse anpassen zu können. Mit diesem Tool lassen sich Apps, Startseiten und Detailansichten von Datensätzen gestalten. Dabei ist die Funktionsweise komponentenorientiert. Über eine Sidebar kann der Nutzer vordefinierte Komponenten wie beispielsweise eine Aktivitätenansicht auswählen und ins Layout ziehen.

Der Lightning App Builder ermöglicht die Erstellung von Nutzeroberflächen ohne Codeeinsatz

Das Layout-Tool Lightning App Builder

Nach dem Abspeichern steht die veränderte Oberfläche den Nutzern sofort zur Verfügung. Neben den Out-of-the-Box Komponenten lassen sich mit dem Lightning Component Framework auch eigene Komponenten entwickeln. Diese Komponenten können dann ebenfalls im Lightning App Builder genutzt werden.

Logikabbildung mit dem Process Builder

Der Process Builder ist das am einfachsten zu nutzende Werkzeug zur Abbildung von Logik und hat die eingangs erwähnten Workflow Rules mittlerweile in vielen Bereichen ersetzt. Das Anlegen von Prozessen bietet eine einfache und schnelle Möglichkeit, auf Veränderungen in der Datenbank zu reagieren. So können beispielsweise nach der Erstellung einer Aufgabe vom Typ Telefonat Informationen auf dem Kontakt, auf den sich diese Aufgabe bezieht, aktualisiert werden.

Mit dem Process Builder lässt sich Logik mit Low-Code Entwicklung abbilden

Das Interface des Lightning Process Builder

Prozesse oder Trigger?

Diese Art der Logik wird in der Salesforce-Programmierung oft auch über die mächtigen Apex-Trigger realisiert. Mit den durch Klicks programmierten Prozessen lassen sich komplexe Anforderungen deutlich schlechter umsetzen, als mit Triggern. Wer aber schon einmal erlebt hat, wie ein Trigger andere Trigger auslöst und somit eine Kettenreaktion in Gang setzt, der weiß auch, dass das durchaus seine Vorteile hat. Zudem lässt sich mit den Prozessen Programmcode aufrufen und aus dem Programmcode heraus Prozesse – spätestens bei dieser Interaktion zwischen der Welt der Programmiersprachen und der der visuellen Tools wird die Bedeutung des Begriffes „Low-Code“ klar.

Echtes Programmierfeeling mit dem Cloud Flow Designer

Das mächtigste Werkzeug im Bunde stellen die Flows dar, die mit dem Cloud Flow Designer erstellt werden. Der Cloud Flow Designer ist ein Modellierungswerkzeug mit Drag-and-Drop Bedienung, das verschiedene Kontrollstrukturen aus der Welt des Programmierens aneinanderhängen kann, wie beispielsweise eine Schleife oder eine If-Else-Entscheidung. Darüber hinaus bietet der Designer die Möglichkeit, auf die Datenbank zuzugreifen, deren Datensätze zu aktualisieren und neue hinzuzufügen. Damit bei diesen wirkungsvollen Features nichts schiefgeht, hat der Cloud Flow Designer auch eine Debug-Funktionalität an Bord.

Der Cloud Flow Designer ist eine visuelle Oberfläche zur Low-Code Entwicklung

Der Cloud Flow Designer bietet die umfangreichsten Möglichkeiten zur Low-Code Entwicklung

Die Harmonie von Flow, Code und App Builder

Ein weiteres cooles Feature ist die Möglichkeit, über Screens mit dem Nutzer zu interagieren. Diese gewinnen zwar keinen Designaward, sind aber ein schnell umgesetzter und zuverlässiger Weg, Nutzereingaben abzufragen oder um Bestätigung einer Aktion zu bitten. Sie können auch mit dem Lightning App Builder auf einer Seite eingebunden werden. Damit bieten die Flows einen einfachen Weg, den erstellten Apps und Seiten eigene Komponenten hinzuzufügen. Wie schon bei den Prozessen ist eine Integration der Flows mit Apex-Code problemlos möglich. Die Flows können Programmmethoden aufrufen und diesen Argumente übergeben und umgekehrt.

Salesforce ist bei Ihnen schon im Einsatz oder Sie überlegen, ob Salesforce das richtige CRM-System für Ihr Unternehmen ist? Sie sind sich aber nicht sicher, ob Salesforce mehr ist als nur ein Datenspeicher?

Wie diese Low-Code Werkzeuge dabei helfen, die Codebase klein zu halten

Insgesamt betrachtet lassen sich mit diesen Klick-statt-Code Tools viele der üblichen Anforderungen an eine Salesforce Anwendung abdecken, weshalb sie auch vielerorts im Einsatz sind. Aber ihr volles Potenzial entfalten die Tools erst durch konsequente und strategische Integration mit dem Programmcode, der sich selten komplett vermeiden lässt. Best Practice hier ist, alles was ohne Code abbildbar ist auch ohne Codeeinsatz umzusetzen. Wenn an vielen Orten Codeteile durch einen Einsatz der Low-Code Entwicklungswerkzeuge gespart wird, wird das in der Summe große Effekte haben: Neben einer sinkenden Fehleranfälligkeit und dem geringeren Risiko von „Druidenwissen“, welches bei einzelnen Entwicklern liegt, bleibt die Codebase nur genauso groß wie nötig. Dadurch bleibt sie einfach wartbar und erweiterbar, was sich letztendlich in spürbar geringeren Kosten bemerkbar macht.

Robert Richter

Robert Richter

Mein Name ist Robert Richter, ich berate Kunden beim Thema Vertrieb- und Service mit dem Schwerpunkt Salesforce.

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