Salesforce vs. SAP
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SAP ist der Marktführer für Unternehmenssoftware – noch. Denn Salesforce ist zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten geworden. Das US-Unternehmen steuert seit Jahren auf Erfolgskurs und wächst zunehmend. Vor allem aber legte Salesforce in seinem Kerngeschäft „CRM aus der Cloud“ deutlich zu und hat in diesem Segment einen entscheidenden Marktanteil.
Was bietet Salesforce Unternehmen, das SAP nicht leistet? Salesforce ist nicht nur für den Vertriebsprozess, sondern als komplettes CRM-System längst eine leistungsstarke Alternative zu SAP.
Cloud Computing
In den letzten zehn Jahren hat ein Grundprinzip in der IT seinen Siegeszug angetreten: Die Bereitstellung von Software in der Cloud, anstatt sie auf Rechnern im Unternehmen zu installieren (On-Premise / Software-Lizenzgeschäft). Was ist dabei die Grundidee? Die Software wird zentral bereitgestellt – der Nutzer greift lediglich über das Internet auf die Funktionen zu, eine Installation auf einem lokalen Rechner findet in der Regel nicht statt. Dafür gibt es fünf gewichtige Gründe:
- Kostenersparnis: Die Administration ist deutlich einfacher. Man spart Hardware und kann jederzeit mehr oder weniger Lizenzen nutzen. Ergo: Der Nutzer bezahlt exakt das, was er braucht. Cloud Computing ist immer ein Mietmodell, kein Softwarelizenz-Kaufmodell.
- Skalierbarkeit: Die in der Cloud bereitgestellte Software ist durch virtuelle IT-Ressourcen hoch verfügbar. Dies ist insbesondere bei starken Schwankungen in der Nutzung (z.B. ungeplante Spitzenlasten) von großer Wichtigkeit.
- Die Nutzung der hohen Innovationsgeschwindigkeit in der Branche: Wie viele Unternehmen nutzen noch ein „uraltes“ Microsoft Office Paket? Mit Cloud-Lösungen profitieren alle beteiligten Unternehmen zum selben Zeitpunkt von den neuesten Features.
- Datensicherheit: Das „Bauchgefühl“ vieler Verantwortlicher in Unternehmen besagt meist, Daten in der Cloud sind unsicher. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Spezialisierte Rechenzentren, in denen Cloud-Software und die dazugehörigen Daten gehostet werden, sind viel besser in der Lage, Technik und Organisation permanent auf dem neuesten Stand zu halten und gesetzliche Vorgaben jederzeit zu erfüllen.
- Kompatibilität: Cloud-Computing wird zur Standard-Technologie. Das bedeutet auch, Standards, die nicht auf Cloud Computing setzen, werden schnell veralten und von vielen Unternehmen in naher Zukunft nicht mehr bedient. Im Gegensatz dazu wird cloudbasierte Software die größte Kompatibilität zu anderen Systemen haben. Schon heute gibt es zwischen wesentlichen Cloud Anwendungen Standard-Schnittstellen. So ist es z.B. kein Problem, eine Vielzahl von cloudbasierten E-Mail-Marketing-Systemen mit Schnittstellen zu dem ebenfalls cloudbasierten Salesforce CRM zu finden.
Salesforce Clouds vs. SAP
Salesforce ist als CRM-Unternehmen gestartet. Die Sales Cloud ist auch weiterhin das Kernprodukt des Unternehmens. Mittlerweile gibt es viele weitere Clouds:
- Die Sales Cloud: Dies ist das CRM-System und damit der Kern und der Ursprung des gesamten Salesforce-Systems.
- Die Service Cloud: Mit der Service Cloud können Kundenanfragen z.B. per Mail, Chat und in Callcentern effizient bearbeitet und gemanaged werden
- Die Salesforce Platform bietet eine Art „Betriebssystem“, um Anwendungen aller Art zu programmieren und dafür die Salesforce Datenbanken und Instrumente zu nutzen. Der große Vorteil: Alle Anwendungen können nahtlos mit den Salesforce Anwendungen verbunden werden.
- Die Marketing und Commerce Cloud: Mit der Marketing Cloud können sehr komplexe E-Mail-Marketing und Social Media Kampagnen gesteuert werden. Die Commerce Cloud ist ein hoch skalierbares und leistungsfähiges Shopsystem, das Salesforce im Zuge der Übernahme von Demandware in seine Software Suite integriert hat.
Daneben gibt es weitere „kleine“ Clouds für spezielle Anwendungen, z.B. die IoT-Cloud, mit der internetfähige Produkte verwaltet werden können. Das „Internet der Dinge“ wird in den nächsten Jahren massiv wachsen und mit ihm auch die IoT-Cloud.
SAP offeriert von seiner Herkunft her Software rund um ihr On-Premise ERP-System. Allerdings hat man auch bei SAP die Zeichen der Zeit, die eindeutig Richtung Cloud Computing zeigen, erkannt. Ein Beispiel ist SAP Hybris, das als Cloud System vor allem gegen die Marketing Cloud von Salesforce positioniert ist.
Neben Hybris, das 2013 von SAP akquiriert wurde, investierte das Walldorfer Unternehmen auch in das Cloud-Unternehmen Callidus Software, das sich auf sehr komplexe Sales Prozesse spezialisiert hat. In 2017 ist das Cloud-Geschäft von SAP um über 20% gewachsen. SAP hat den Nachteil, dass das Unternehmen das On-Premise-Geschäft über Jahrzehnte sehr erfolgreich betrieben hat. Daher ist ein permanenter Balance-Akt zwischen Cloud-Markt und dem angestammten Geschäftsmodell notwendig, den z.B. Salesforce nie bestehen muss. So sagt der Vorstandsvorsitzende der deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG), Marco Lenck: „Das On-Premise-Geschäft wird heute und auch morgen weiter das Kerngeschäft von SAP sein. Auch, wenn darüber nicht mehr geredet wird.“
Allerdings sagen viele Branchenexperten auch, dass SAP sein Geschäftsmodell radikal auf Cloud Computing ausrichten muss, um in Zukunft nicht nur gegen Salesforce, sondern auch viele andere neue Anbieter bestehen zu können.
Zentrale Unterschiede beider CRM-Systeme
Einführung
Einen zentralen Unterschied zwischen den beiden Systemen macht die Bequemlichkeit der Einführung. Gemeinsam haben sie beide, dass die Einführung durchschnittlicher vier bis sechs Wochen dauert. Schwierigkeiten gibt es allerdings bei der Datenübertragung des alten in das neue System. Besonders die Übertragung von sogenannten Bewegungsdaten, die mit anderen Objekten verknüpft sind, stellen für beide Systeme eine knifflige Herausforderung dar. Salesforce meistert diese Herausforderung jedoch besser als SAP: Die Datenübertragung in das SAP-System gestaltet sich eher kompliziert und aufwändig, wohingegen die Übertragung bei Salesforce einfacher verläuft. Anzumerken ist dennoch, dass auch bei Salesforce die Datenübertragung nicht immer problemlos erfolgt.
Customizing
Eine individuelle Gestaltung der Software ist bei beiden Anbietern möglich, wobei SAP wesentlich mehr Modifikationen erlaubt. Dieses wird dadurch aber sehr komplex, was nicht unbedingt im Sinne eines jeden Kunden ist. Viele Anwender sehen höhere Beratungskosten im SAP Umfeld als Problem. Diese entstehen aber zwangsläufig, wenn eine Software oder ein System sehr komplex ist.
Für die korrekte Anwendung dieses Systems ist es nötig, sich durch einen Experten beraten zu lassen. Salesforce punktet genau an dieser Stelle: Das CRM-System ist benutzerfreundlich und gilt als sehr stabil. Allerdings wird der Leistungsumfang von Salesforce auch immer größer – damit wächst zwangsläufig die Komplexität. Salesforce ohne das Knowhow von Implementierungs-Experten einzuführen ist zwar weiterhin möglich, aber eher ein „Wagnis“, das die wenigsten Unternehmen auf sich nehmen möchten.
Salesforce ist 100% web-basiert, das heißt der Zugriff erfolgt fast ausschließlich über einen Internet-Browser. Auch SAP bietet eine webbasierte Benutzerschnittstelle. Dabei handelt es sich um eine Erweiterung der „mySAP“-Funktion. Für kleine Unternehmen ist die Version „Business One“ sinnvoll, wer Anspruch auf Vollständigkeit hegt, ist mit „Business by Design“ gut beraten.
Lead Management
Wie das Lead Management umgesetzt wird, ist ein weiterer Unterschied zwischen den beiden CRM-Systemen. SAP betrachtet Leads wie Opportunities oder wie andere kundenabhängige Objekte. Sie werden deshalb im CRM-System stets bei dem jeweiligen Kunden angezeigt.
Anders ist das bei Salesforce: Leads werden hier nicht kundenabhängig, sondern vorerst isoliert betrachtet. Vielmehr betrachtet Salesforce ein Lead als ein zunächst unabhängiges Objekt, dass sich erst zu einem kundenabhängigen Objekt entwickelt. Ein Lead wird somit zunächst als unqualifiziert betrachtet und muss erst einen Prozess durchlaufen, bevor es von der Software als qualifiziert definiert wird. Entscheidungen über die Verknüpfung eines Leads mit einem Kontakt oder die Transformation in eine Opportunity, erfolgen erst nach diesem Prozess.
Insgesamt führt die Zerlegung des Lead Management-Prozesses bei Salesforce zu einem höheren manuellen Aufwand. Beispielsweise müssen größere Unternehmen, die im Qualifizierungsprozess mit mehr als nur einer Person im Kontakt stehen, jede Person als separaten Lead erfassen. Aus diesem Grund wären Standard-Funktionen, die diesen manuellen Aufwand vereinfachen, wünschenswert.
Benutzeroberfläche und Usability
Neben dem Funktionsumfang ist besonders auch die Usability ein relevanter Faktor für die Qualität einer CRM-Software. Grundsätzlich können wir festhalten, dass beide Softwares gute Ansätze für eine bequeme Suche gewährleisten. Allerdings punktet Salesforce besonders in der Schnelligkeit sowie bei der Qualität der Suchergebnisse. Beispielsweise zeigt Salesforce bei der Suche nach Kontakten nicht nur Ergebnisse aus den „Kontakten“, sondern darüber hinaus auch jegliche Bezüge zu Kontakten an – wie Leads, Opportunities oder Accounts.
Auch das Erstellen von Listen gehört zu den klaren Vorteilen von Salesforce gegenüber SAP. Das liegt besonders an den vielen Funktionen, mit denen die Erstellung, Bearbeitung und Auswertung von Listen bequem mit wenigen Mausklicks möglich ist. Die CRM-Software von SAP erfordert dahingegen einen größeren manuellen Aufwand.
Vorteile Salesforce
Aktuell ist Salesforce besser in der Lage, sich den Gegebenheiten des Marktes anzupassen. Salesforce hat keine „installierte Basis“ von Zehntausenden vor-Ort-Installationen. Das Unternehmen muss nicht auf die individuellen Anforderungen von Weltkonzernen Rücksicht nehmen, die kein Interesse an permanenten Updates haben.
Hier zeigt sich die große Stärke des Cloud-Computing-Prinzips: Alle Verbesserungen der Software stehen sofort allen Anwendern zur Verfügung, ohne dass diese irgendeine Änderung in ihrer IT-Landschaft vornehmen müssen.
Daneben ist Salesforce in der Lage, seine CRM-Lösungen auch für Anwender transparent zu gestalten, die von Computersystemen wenig Ahnung haben. Es ist schlicht für viele Anwendungen die „modernere“ und auch optisch gefälligere Lösung.
SAP ist aufgrund seines angestammten Geschäftsmodells nicht in der Lage, Änderungen so schnell durchzuführen und in die gesamte Breite des Marktes auszurollen. So kommt das junge Unternehmen Salesforce gut an und erklärt zu einem gewissen Maß das Wachstum des Unternehmens.
Wir kennen uns mit beiden Anbietern und den zugehörigen CRM-Systemen aus und können umfassende Beratungen bieten. Denn gänzlich ohne jede Beratung ist auch das Produkt von Salesforce kaum sinnvoll anwendbar.
SAP bietet zwar maßgeschneiderte Lösungen, diese stehen aber in der Realität hinter den Produkten der Cloud Service Provider zurück. Salesforce hat hier einen Vorteil errungen, wenn es um maximale Leistungen zu minimalen Kosten geht. Die Angebote werden über die Cloud offeriert, was die Kosten niedrig hält. Hosted Solution Provider wie SAP hingegen punkten durch ein Plus an Sicherheit. Die Kunden können ihre Daten auf einem eigenen Server in Sicherheit wissen, wobei diese Sicherheit sehr oft eher gefühlt als tatsächlich vorhanden ist. Gerade angesichts der steigenden Internetkriminalität ist das ein nicht zu unterschätzender Punkt.
Allerdings geht der Trend klar zu Cloud-Lösungen und damit zu Salesforce. SAP ist aber natürlich auch nicht untätig: Der Cloud-Bereich wird stark ausgebaut. Und ob die Prophezeiung des Chefs der SAP-Anwendergruppe, dass das On-Premise- / Lizenz-Geschäft auch weiterhin der Kern des SAP-Geschäfts sein wird, sich wirklich bewahrheitet ist alles andere als ausgemacht.
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Was sagt Salesforce dazu?
SAP gilt als der weltweit größte Anbieter von Software für Unternehmen. Dennoch hat Salesforce diesem Unternehmen den Kampf angesagt und gibt sich durchaus selbstbewusst. Derzeit ist Salesforce zwar der größte Cloud-Anbieter und möchte das auch in der Zukunft bleiben. Doch zusätzlich will das Unternehmen zum größten Anbieter für Unternehmenssoftware aufsteigen. SAP will zwar ebenfalls ein Cloud-Unternehmen werden, momentan kann aber noch keine Rede von einer führenden Position sein. Beide Unternehmen sehen im Cloud-Computing die Zukunft.
Salesforce existiert jetzt bereits seit 1999 und kann immer noch auf ein ungebrochenes Wachstum blicken. 2017 wurde ein Umsatz von etwa 8,4 Milliarden Dollar erreicht, bei einem durchschnittlichen Wachstum von fast 29% in den letzten 5 Jahren. Salesforce gilt als Pionier im Cloud Computing. Daher wundert sich bei Salesforce niemand, dass SAP neben Oracle versucht, auf diesen Zug aufzuspringen und ebenfalls in Cloud Computing investiert.
Salesforce wird sich auch weiterhin auf die führenden Industrieländer konzentrieren. Es geht um die USA, um Japan und Großbritannien – und natürlich um Deutschland. Hierzulande wurde massiv in Mitarbeiter und in Niederlassungen investiert. Wichtig ist dem Unternehmen, dass es auch weiterhin unabhängig bleibt.
FAQ
Ist bei beiden Anwendern eine individuelle Gestaltung der Software möglich?
Das ist bei beiden Anbietern möglich. Bei SAP ist das Customizing sogar noch mehr möglich als bei Salesforce. Allerdings wird die Software durch zu viele Modifikationen sehr komplex. Dahingegen ist Salesforce sehr stabil und benutzerfreundlich.
Was ist besser Salesforce oder SAP?
Der große Vorteil von Salesforce ist die moderne Software-Architektur, die SAP aufgrund der Altlasten von Lizenz-Software nicht hat. Im Bereich Businesslösungen aus der Cloud hat Salesforce die Nase vorn, allerdings wird SAP nicht lange auf sich warten lassen.
Fazit
Salesforce hat im Vergleich zu SAP die deutlich modernere Software-Architektur. Das Unternehmen muss insbesondere die „Altlast“ von Lizenz-Software nicht mitschleppen, die zwar aktuell der SAP hohe Gewinne beschert, aber insgesamt doch deutlich unbeweglicher macht.
Deutlich erkennbar ist, wie weit Salesforce schon gegenüber SAP aufgeholt hat. Die Nachfrage nach Businesslösungen aus der Cloud steigt enorm, Salesforce ist hier deutlich besser aufgestellt – aber SAP schläft nicht.
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Ein Kommentar zu "Salesforce vs. SAP"
Ein wirklich spannender Artikel!